Donnerstag, 21. Januar 2010

Die souveräne Leserin


Von Alan Bennett.
Wer hätte gedacht, dass einen ein Buch über die Queen und deren Lesegewohnheiten so in seinen Bann ziehen kann? Also ich jedenfalls nicht. Am Anfang noch nicht. Obwohl ich schon seit längerem vorhatte ein Buch Bennetts zu lesen (und zwar Così fan tutte), dachte ich nicht, dass sein erstes Buch, das durch meine Finger und meinen Geist schwirren würde, das der Königin der britischen Insel sein würde. Dazu erscheint einem das Thema doch schon irgendwie zu trocken. Zugegeben, an manchen Stellen des Buches fühlt man sich doch etwas doof, vor allem an den Stellen, an denen viele englische Autoren und Schriftsteller erwähnt werden, jeder kennt das: irgendjemand betreibt enthusiastisches Namedropping und man selber hat eigentlich gar keine Ahnung um wen es geht... Doch die witzige Art, wie dieser fiktive Roman verfasst ist, lässt über solche Dinge hinwegsehen. Und die ganze Geschichte gibt der Queen einen unglaublich sympathischen und menschlicheren Touch und man bemitleidet sie doch schon irgendwie für ihr Leben, den letztenendlich ist sie doch nicht sehr frei.
Oh, ich stelle gerade fest, dass ich die Handlung gar nicht zusammengefasst habe. Natürlich.
Eines Tages kläffen die Hunde der Queen besonders erregt. Warum? Was ist der Grund?
Im Hof des Palastes steht ein Büchereibus. Selbstverständlich muss die Hoheit dieser Sache nachgehen und aus reiner Liebe dem Volk gegenüber entleiht sie sich ein Buch. Dieses liest sie komplett durch, wie sie es mit allen ihren Pflichten tut (denn sie betrachtet Lesen zu Beginn auch noch als Pflicht), ist jedoch davon nicht sehr begeistert. Wie es der Zufall aber so möchte, borgt sie sich ein weiteres Buch der fahrenden Bibliothek aus und in ihrem langen Leben entfaltet sich eine Wende. Das Lesen wird ihr zum Hobby, ja, sie ist gar davon besessen, doch auf eine durchaus rührende Art und Weise. Im ganzen Lande sorgt die neue Lieblingsbeschäftigung der Königin für Aufruhr und ihr Hofrat ist ziemlich verzweifelt über die Situation, denn die Queen scheint sich für nichts anderes mehr zu interessieren. Die Geschichte nimmt ihren Lauf und die Queen entscheidet sich auch dazu, selber ein Buch zu schreiben und das ganze spitzt sich mit einem unerwarteten Ende zu.
So schnell, wie ich dieses Buch (innerhalb 2-3 Stunden und das muss schon was heißen für mich, auch wenn das Buch ziemlich dünn ist ,114 Seiten oder so, denn ich lasse mir beim Lesen immer Ewigkeiten Zeit...) durchforstet habe, tat ich es noch nie mit einem anderen (außer der kleine Prinz, aber das war eine Airport-Ausnahme). Der lockere, legere Schreibstil, mit dem Bennett an ein so kniffliges Thema heranführt ist in der Tat sehr zum Genuss des Lesers und die einfache Handlung, die mit reichlich Humor und Witzeleien herübergebracht wird, ermöglicht das absolute Eintauchen in das Geschehen. Und letzten Endes ist die Queen auch nur ein Mensch. So wie sie hier aber geschildert wird, ein noch viel tollerer Mensch, als ich es mir je erahnt habe!
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Jetzt lese ich Kabale & Liebe und Haruku Murakamis Gefährliche Geliebte.

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